Tatorte Naturschutz: Mit dem Boot auf den Spuren des Bibers (A 02/16)

Bei dieser Tour handelt es sich um eine 3,5 tägige Paddeltour im Naturpark Dübener Heide, entlang der Mulde von Eilenburg bis zum Muldestausee (ca. 50 km). In einer naturräumlich einzigartigen Flusslandschaft paddeln die Teilnehmer in zwei Schlauchbooten und unter naturkundlicher Begleitung entlang der Grenze zwischen den Bundesländern Sachsen und Sachsen-Anhalt. Unterwegs werden rechts und links des Flusses interessante Menschen besucht, die ihre ‚Naturschutz- und Bibergeschichten‘ berichten. Die so kennengelernten Sichtweisen und Konflikte werden am abendlichen Lagerfeuer diskutiert. In dieser Veranstaltung werden die unterschiedlichen und auch konfliktträchtigen Sichtweisen zum Biber kennengelernt. Wir wollen herausfinden, welche Gründe angeführt werden, warum der Biber streng zu schützen ist, bzw. warum dies aus Sicht anderer Akteure überdacht werden sollte. Dazu werden unterschiedliche Interessenvertreter über das Schutzgebiet und die mit dem Biber verbundenen Problemlagen und Nützlichkeiten informieren. Wir werden zu Beginn der Veranstaltung vom Schutzgebietsbetreuer und NABU-Mitglied über die naturschutzfachlichen Umstände und dessen Hintergründe unterrichtet. Während der drei Paddeltage werden wir rechts und links am Ufer weitere Experten treffen, die uns über ihre Sicht der Dinge berichten: Z.B. ein Landwirt, ein Bürgermeister, ein Vertreter der Flussmeisterei, der Vorsitzende des Angelverbandes. Dabei geht es uns darum, darauf zu achten, welche Bedeutung die jeweiligen Akteure dem Biber zusprechen, welche Vor- und Nachteile sie benennen und welche Begründungen sie für ihre Positionen angeben. Auch interessiert uns, was die einzelnen Vertreter unter ‚Natur‘ verstehen und welche ‚Natur‘ sie am liebsten hätten. Die Auswertung der Eindrücke erfolgt in lockerer Atmosphäre am abendlichen Lagerfeuer unter moderierter Anleitung: Es wird rekapituliert, wer welche Positionen vertritt und welche Unvereinbarkeiten zwischen den Positionen ggf. auftreten. Wir werden auch versuchen, den Unterschied zwischen Fakten und Werten herauszuarbeiten und uns fragen, welche Bedeutung Fakten und Werte in den gehörten Argumenten haben.

Zielstellung

Naturschutzfragen werden meist in einer stark naturwissenschaftlichen und von biologischen Themen dominierten Sprache dargestellt. Im Rahmen dieser „Versachlichung“ werden die sozio-kulturellen, ökonomischen und persönlichen Aspekte des Naturschutzes unzureichend berücksichtigt; auch bleiben die ihnen hinterlegten Wertungen verborgen. Dadurch wird häufig übersehen, dass bereits der Naturbegriff in unserer Gesellschaft keine eindeutige Vorstellung repräsentiert: Was Natur ist, als natürlich angesehen wird oder als ‚schutzwürdig‘ zu betrachten ist, unterscheidet sich stark je nach Interessenlage und moralischer Orientierung: Damit wird das scheinbar Selbstverständliche (Die Natur) zum Gegen-stand grundlegender und diskussionsbedürftiger Meinungsverschiedenheiten. Hinsichtlich des Biberschutzes besteht folgende Problemlage: Nach vielfacher Ansicht haben umfängliche Schutzmaßnahmen dazu geführt, dass die Besiedelung optimal geeigneter Lebensräume abgeschlossen ist. Der Populationsdruck des Bibers führt jedoch zu vielfältigen Konflikten mit den verschiedenen Nutzergruppen im Umfeld der Biberansiedlungen. Vielen Landnutzern ist daher nur schwer zu vermitteln, dass ihnen Kosten und Mühen aufgebürdet werden, die nicht mit dem Biber als solchem, sondern mit seinem strengen Schutz zusammenhängen. In diesem Sinne will die Veranstaltung am Beispiel des Bibers einen Beitrag leisten, den verschiedenen Sichtweisen nachzugehen und die Naturschutzdiskurse weiter zu öffnen.

Teilnahmevoraussetzung

Die Tour ist für outdoor- und diskussionsfreudige Menschen ab 18 Jahren geeignet, die gerne in der Gruppe unterwegs sind (Gruppengröße max. 18 Personen).

Hinweise

Die drei Übernachtungen erfolgen an besonders idyllischen Orten in eigenen Zelten (Duschen und WCs sind erreichbar); es wird gemeinsam mit z.T. regionalen und ökologischen Lebensmitteln gekocht. Die Teilnehmer bringen neben ihrem üblichen Gepäck, ein eigenes Zelt, Schlafsack, Isomatte und wetterfeste Bekleidung mit. Wasserdichte Taschen/Behältnisse z.B. für Kameras etc. bitte nicht vergessen! Schwimmwesten sind vor Ort verfügbar. Die Tour stellt alle Lebensmittel zur Vollverpflegung, die auf vorhandenen Kochern gemeinsam zubereitet werden; die Kosten enthalten auch den Personentransfer zum Bahnhof und die Übernachtungen im Zelt. WC und Duschen sind erreichbar. Sollte die online-Buchung nicht möglich sein, senden Sie bitte eine E-Mail an christa.reichard@lanu.sachsen.de oder rufen Sie an: 0351 81416 602 Die Veranstaltung ist als D-Modul für Waldpädagogen anerkannt.

Partner

Naturpark Dübener Heide

Datum

04.09.2016

Thema

Kontakt

Christa Reichard

Sächsischen Landesstiftung

0351 81416-602
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