Eine Chance für die „Platte“?

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Das Kuratorium des Gottfried Semper Architekturpreises aus Vertretern der Sächsischen Akademie der Künste, der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt und des Energieunternehmens Vattenfall hat heute den Architekten Frank Zimmermann zum Preisträger des Gottfried Semper Architekturpreises 2011 bestimmt.

Mit dem Gottfried Semper Architekturpreis wird eine bundesweit ausgewiesene Architekten-persönlichkeit gewürdigt, deren Werk sich durch besondere Qualitäten nachhaltigen Bauens auszeichnet. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Sächsischen Akademie der Künste mit der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU) und Vattenfall Europe Mining AG und Vattenfall Europe Generation AG (Stifter) vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Auch in Zukunft wird Vattenfall, so der Vorstandsvorsitzende der Bergbau- und Stromerzeugungssparte Dr. Hartmuth Zeiß, als Stifter dieses signifikanten Preises auftreten. „Ökologie und Nachhaltigkeit sind Themen der Zeit denen wir als Unternehmen versuchen gerecht zu werden.“

Der diesjährige Preisträger Frank Zimmermann hat sich mit dem spektakulären Rückbau eines 11-geschossigen Hochhauses in Plattenbauweise einen Namen gemacht: Aus den wiederverwendbaren Bauelementen konstruierte er drei- und zweigeschossige Mehrfamilien-Würfelhäuser. Demografischer Wandel, Stadtschrumpfung, Beseitigung von überschüssigen Wohnungen sind das Aufgabenfeld, dem sich der 1959 in Schwerin geborene Architekt seit mehr als einem Jahrzehnt verpflichtet sieht.

Ob bei der Umnutzung einer alten Fabrik zum Behördenzentrum Peitz, bei der Erweiterung einer DDR-Typenschule zu einem Sportgymnasium (Cottbus 2006) oder bei der Verwandlung einer militärischen Fahrzeughalle zur Probebühne des Cottbuser Staatstheaters – der Phantasie für den Erhalt alter Baulichkeiten sind offenkundig keine Grenzen gesetzt.

Sein zentrales Interessen- und Aufgabenfeld fand und findet Zimmermann allerdings im Umgang mit dem industriellen Massenwohnungsbau der DDR, dessen Produkte er einmal als „zu früh bezogene Rohbauten“ bezeichnete, die eigentlich nur eines nobleren Finishs bedurften, um als Wohnwelten auch für heute zu taugen. „Aus Sicht der Sächsischen Akademie der Künste erfüllt der Preisträger die drei Grundpfeiler gelungener Architektur: Ästhetik, Funktion und Wirtschaftlichkeit (Nachhaltigkeit)“, so Professor Carlo Weber, Mitglied des Kuratoriums.

Eine Chance für die „Platte“ also- Durch funktionale Anpassungen, urbane Vervielfältigungen, technische Modernisierungen und ästhetische Aufwertungen will Frank Zimmermann auch dem industriellen Massenwohnungsbau seinen legitimen Platz im Repertoire städtischer Wohnformen zuweisen. Solange Plattenbauten lediglich als „Rückbaureserve“ gelten, geht der Blick für die globale Dimension des Problems verloren. „Denn die globale Dimension ist eine ökologische und soziokulturelle“, so Dietmar Kammerschen, Stiftungsdirektor der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, „und auch die Bausubstanz der Moderne ist Ressource!“

Der Gottfried Semper Architekturpreis 2011 wird am 20. Oktober 2011 auf Schloss Wackerbarth in Radebeul verliehen.

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