Der Klimawandel ist in voller Kraft bei uns angekommen

Am 7. November fand die aktuelle Weiterbildung der Sächsischen Interessengemeinschaft Ökologischer Landbau e.V. (SIGÖL) in Bad Düben statt. Die von der LaNU unterstützte Tagung war gut besucht, darunter erfreulicherweise auch viele jüngere Zuhörende. Dieses Jahr setzte der Veranstalter als Tagungsschwerpunkt das wichtige Thema „Wassermanagement zu Zeiten des Klimawandels“. Die Staatssekretärin aus dem SMEKUL, Frau Gisela Reetz, eröffnete die Veranstaltung. Organisiert wurde die Tagung, zu der hochkarätige Referenten kamen, wieder von Herrn Roland Einsiedel.
Der erste Tagungsvortrag stellte das Wassergut Canitz bei Wurzen vor. Es versorgt die Stadt Leipzig mit Trinkwasser und gehört zu den kommunalen Wasserwerken Leipzig. Um die Kosten bei der Wasseraufbereitung zu senken, wird hier schon lange gewässerschutzgerechter Ökolandbau betrieben. Man baut auf eine hohe Vielfalt von Feldfrüchten, beachtet selbstverständlich die Fruchtfolgen und tut einiges für die Agrobiodiversität. Ganz bewusst nutzt Canitz die Systemvorteile des ökologischen Landbaus, um von wirtschaftlichen Vorteilen bei der Trinkwasseraufbereitung zu profitieren. Der Geschäftsführer berichtete, dass so im Jahr bis zu 10-20 Millionen Euro eingespart werden können.
Beeindruckend war die Vorstellung der wirtschaftlichen Tätigkeit eines anderen Öko-Betriebes, dem Hofgut Eichigt. Es liegt südlich von Plauen und ist der größte Biobetrieb Sachsens. Der wirtschaftliche Schwerpunkt liegt in der Produktion von Biomilch. Bevorzugt wird für die Märkte in Bayern produziert. Auf den Weideflächen legt das Hofgut besonderen Wert auf Biodiversität und Gewässerschutz. Auch der Tierschutz wird hier großgeschrieben: Viele Mutterkühe können ihre Kälber selbst aufziehen. Außerdem unterstützt der Betrieb das Flussperlmuschelprojekt der LaNU und setzt sich für den Schutz der auf dem Gelände lebenden Rauch- und Mehlschwalben ein.
Referenten des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) aus Müncheberg und aus dem sächsischen Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau in Nossen widmeten sich in ihren Beiträgen speziellen Feldfrüchten und bodenschonenden Anbaumethoden. So wurde die Bedeutung des Luzerneanbaus ökonomisch und ökologisch beleuchtet und ein Plädoyer für einen verstärkten, bodenschonenden Luzerneanbau gehalten. Vorgestellt wurde auch der Einsatz von Transfermulch in Kartoffel- und Weizenfeldern. Der Mulch hilft gegen die Austrocknung der Böden, unterstützt bei der Beikrautbekämpfung und kann so auch die Erträge steigern.
Der Agrarmeteorologe Falk Böttcher vom Deutschen Wetterdienst widmete sich im letzten Vortrag der Tagung dem Klimawandel in Mitteldeutschland. Seit 1951 hat sich hier die Zahl der Eistage halbiert, die der Hitzetage dagegen verdreifacht! Bei den Niederschlägen häufen sich die kurzen, aber heftigen Regenschauer (Anstieg von 60 auf 80%), während der ergiebige Landregen seltener geworden ist (Abnahme von 40 auf 20 %). Das hat in den letzten Jahren zu einer tiefen Austrocknung der Böden geführt, so der Meteorologe. Der Klimawandel ist in voller Härte auch bei uns angekommen.
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