Muschelschutz bekommt UN-Auszeichnung

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Flussperlmuscheln (Foto: Felix Grunicke)

Bedrohte Flussperlmuschel ist Indikator für Gewässerqualität – Gemeinsame Pressemitteilung von SMEKUL und LaNU

Am Dienstag (26.3.) hat die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Sabine Riewenherm, das Flussperlmuschel-Projekt "MARA - Margaritifera Restoration Alliance" als Projekt der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgezeichnet. In dem Projekt arbeiten deutschlandweit verschiedene Partner daran, die vom Aussterben bedrohte Art nachzuzüchten, auszusetzen und ihre Lebensräume in Bächen und Flüssen zu renaturieren. Projektpartner in Sachsen sind die Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU), die TU Dresden und der Vogtlandkreis.

Anlässlich der Auszeichnungsveranstaltung in Neuburg am Inn betonte Sachsens Umweltminister Wolfram Günther: „Die Flussperlmuschel zeigt, ob Bäche und Flüsse intakt sind. Früher war sie weit verbreitet. Nun steht sie kurz vor dem Aussterben. Begradigte Gewässer, Überdüngung und neuerdings auch der Klimawandel machen ihr zu schaffen. Umso bedeutender ist es, dass wir ihre Lebensbedingungen verbessern und die Muschel wieder erfolgreich vermehren können. Damit schützen wir nicht nur die Muscheln, sondern ganze Gewässer und Ökosysteme. Ich freue mich deshalb sehr über die hohe UN-Auszeichnung. Sachsen leistet schließlich mit der Zuchtstation der Landesstiftung einen substanziellen Beitrag zum Erhalt dieser Art. Dafür meinen sehr herzlichen Dank an alle Beteiligten!“

Der Stiftungsdirektor der LaNU, Bernd Dietmar Kammerschen, ergänzt: „Ist die Flussperlmuschel wieder da, ist auch das Gewässer gesund. Das ist uns ein Ansporn, Gewässer so wiederherzustellen, dass kommende Generationen nicht mehr nur im Internet Fotos der ausgestorbenen Art Flussperlmuschel angucken können, sondern in klaren vogtländischen Bächen.“

Das MARA-Projekt startete 2021 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt und läuft bis 2027. Hierbei arbeitet ein Team aus allen deutschen Flussperlmuschelgebieten, in denen Nachzucht betrieben wird, zusammen.

In Sachsen wird die Flussperlmuschel (wissenschaftlicher Name: Margaritifera margaritifera) seit über 20 Jahren gezüchtet und seit einigen Jahren ausgewildert. Der Vogtlandkreis, das Institut für Hydrobiologie der TU Dresden und die LaNU arbeiten daran, die Muschelpopulation im Vogtland zu stabilisieren und besonders die Einzugsgebiete der Bäche aufzuwerten. Zudem wirkt ein großer sächsischer Landwirtschaftsbetrieb mit. Dadurch werden deutliche Verbesserungen des Lebensraums gerade beim Wasser- und Sedimentrückhalt möglich. Ein weiteres Anliegen ist die Öffentlichkeitsarbeit. Im Freistaat stehen für das Projekt insgesamt 2,2 Millionen Euro zur Verfügung.

MARA wird vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert; das Teilprojekt der LaNU wird zusätzlich aus Erträgen der Lotterie Glücksspirale durch den Sächsischen Naturschutzfonds unterstützt.

Projektpartner im bundesweiten Projekt sind neben der LaNU und dem Vogtlandkreis auch der Landschaftspflegeverband Passau (Koordination), die Technischen Universitäten Dresden und München, der Bund Naturschutz in Bayern und die Biologische Station StädteRegion Aachen e.V..

Weitere Informationen:

Die Flussperlmuschel kann bis zu 15 Zentimeter lang werden und besitzt eine dickwandige, fast schwarze Schale. Die Tiere leben in schnellfließenden und sauerstoffreichen, aber kalk- und nährstoffarmen Fließgewässern und stellen hohe Ansprüche an die Wasserqualität. Bevorzugt werden naturnahe Ober- und Mittelläufe von Bächen mit grobkörnigem Substrat (Steine, Kies, Sand). Dort sitzen sie dichtgedrängt, halb in den Bachgrund eingegraben, und können regelrechte Muschelbänke bilden.

Ihre Larven (Glochidien) leben parasitär an den Kiemen von Fischen. Wichtigster Wirtsfisch ist die Bachforelle. Mit 15 bis 20 Jahren werden die Muscheln geschlechtsreif. Sie können in Deutschland mit bis zu 130 Jahren ein außerordentlich hohes Alter erreichen. Die Flussperlmuscheln sind Schwebstoff-Filtrierer, die sich im Wesentlichen von Detritus (organische Rückstände abgestorbener Pflanzen und Tieren) ernähren.

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