Die Nutzung der Freiflächen am Meißener Burgberg ist im Laufe der Jahrhunderte so wechselvoll, wie die Geschichte des Burgberges selbst. Über Jahrzehnte spielte dabei auch der Weinbau eine Rolle für die Bewirtschaftung des Burgberges. Terrassierte Anbauflächen gelten aufgrund der Komplexität ihres Entstehens und der Aufwendigkeit ihres Erhaltes als historische Kulturlandschaften von höchstem Wert und sind deshalb Teil des Welterbes der Menschheit. Sie sind oft bedeutende Standorte seltener Arten.
Um einen eigenen nachhaltigen Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung des natürlichen und kulturellen Erbes der Weinbaulandschaft des Elbtales zu leisten, hat der Naturschutzfonds der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt im Jahr 2006 an historischer Stelle einen Teil des südlichen Burgberges in Meißen erworben mit dem Ziel des Neuaufbaues von Weinbergterrassen mit Trockenmauern und der Aufrebung eines Weinberges.
Bereits in der Vorbereitung des Projektes wurden wichtige Akteure (Stadt, Landkreis, Untere Naturschutzbehörde, Denkmalschutz, Weinbauverband, Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) u. a.) einbezogen, um insbesondere die Konformität mit der Landschaftsplanung und dem Naturschutz sowie weiteren öffentlichen Interessen zu gewährleisten.
Durch die Aufrebung wurde das charakteristische Landschaftsbild mit der historischen Stadtansicht durch eine weinbauliche Komponente bereichert, ein Beitrag zur Umweltbildung geleistet und besonders geschützte Trockenmauerbiotope (wieder-)hergestellt.
Das Vorhaben besitzt eine hohe Symbolkraft, da es in besonderer Weise die Anliegen von Weinbau, Naturschutz, Umweltbildung und Tourismus miteinander verbindet. Neben der Vermittlung von Kenntnissen des umweltgerechten Weinbaus an Schüler des Landesgymnasiums St. Afra und anderer Schulen der Region, sollen diesen auch Aufgaben des Naturschutzmonitorings und der gezielten Umsetzung biotopverbessernder Maßnahmen im Mittelpunkt der Betreuung des Weinberges stehen. Das Projekt kann in seiner Vielfalt und Vernetzung als Modellbeispiel für das positive Zusammenwirken von Naturschutz und Landnutzung in der Kulturlandschaft angesehen werden.
Mit der Aufrebung entstand am Burgberg ein Steillagen-Weinberg in Südhanglage mit typischen Landschafts- und Biotopelementen. Ein seit Jahrzehnten nicht mehr gepflegtes und verfallenes Areal wurde der territorial typischen Nutzung wieder zugeführt. Der Weinberg wird als Schülerweinberg bewirtschaftet und in geeigneter Weise auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Am Oberhang sind drei Terrassenstufen wieder entstanden, die Raum für 700 Quadratmeter Rebfläche bieten. Die Terrassen sind durch die Trockenmauern befestigt, sodass hier gemäß § 26 SächsNatSchG besonders geschützte Biotope entstehen. Diese Biotope sind auch Lebensraum für besonders geschützte und gefährdete Pflanzen- und Tierarten, wie der Zauneidechse (streng geschützt, Anh. IV FFH-RL). Zusätzlich wird der Biotopwert dieser Mauern durch Pflanzenstreifen oberhalb der Mauerkrone mit heimischen Wildkräutern und die Zurückdrängung von Neophyten zugunsten der einheimischen Vegetation erhöht. Die Böschungen werden mit Saatgutmatten befestigt.
Am Weinberg entstanden Wege zur Besichtigung für Besucher mit Treppen im Zentrum des Weinbergs sowie Wirtschaftswege, teils mit Rampen, für anfallende Arbeiten. Entsprechend den besonderen Sicherheitsanforderungen eines Schülerweinberges werden die Wege generell unterhalb der Mauern geführt. Darüber hinaus wurden die Rankhilfen im Bereich der Mauerkronen zugleich als Absturzsicherung entsprechend stabil dimensioniert und ausgeführt.
Heute führt ein Lehrpfad mit aussagekräftigen Infotafeln an der Weinbergsmauer und zu künstlerischen Objekten durch den Weinberg. Bereits vorhandene wertvolle Elemente der Naturausstattung der Fläche werden erhalten, gefördert und in die Gestaltung integriert, wie z. B. Starkbäume im oberen Bereich unterhalb der Amtsstufen und kleinflächiges Trockengebüsch mit Beständen des gefährdeten Aufrechten Glaskrautes im unteren Bereich der Amtsstufen. Zusätzlich werden weitere wertgebundene Biotopelemente der Weinberge, wie Lesesteinhaufen, heimische Gehölze und Stauden sowie Edelrosen am Burgberg angelegt.
Die Attraktivität des Weinberges am Burgberg wurde durch einen Aufenthaltsplatz für Schulklassen mit attraktiven Sitzplätzen und einer Weinlaube erhöht.